Art

Kunst - aehnlich aber anders.

Ich schreibe bereits seit über 25 Jahren Texte und liebe es, mit Worten zu spielen. Hinzu kommt meine neu entwickelte Leidenschaft für das Schreiben von Kurzgeschichten.


Auf dem Bild bin ich beim Vortragen einer meiner Texte bei einer Lesebühne im Jahr 2016 zu sehen.



FREIHEIT
M(Ein) Grund zu leben

Wann bin ich frei?
Was mache ich dann, wenn ich frei bin?
Darf ich mir die Freiheit nehmen?
Steht sie mir zu, die Freiheit?
Muss ich mir die Erlaubnis holen, frei sein zu dürfen?
Muss mich jemand frei sprechen?

Freiheit ist kein Traum.
Oft bewegen wir uns hinter unsichtbaren Gitterstäben.
In einem unsichtbaren Käfig.
Aus Angst.
Aus Angst frei zu sein.
Wirklich frei zu sein.
Gitter geben Halt.
Gitter geben Sicherheit.
Gitter umgeben mich, sind mir nahe.
Gitter geben Schutz.

Oft ist die Käfigtür nur angelehnt oder vielleicht gar nicht vorhanden.
Ich sehe alles durch meinen Käfig, aber ich kann nicht eingreifen.
Alles ist so greifbar nahe, aber ich kann von hier aus nicht handeln.
Ich bin unbeteiligt, schutzlos ausgeliefert und dennoch geschützt.

Meine eigenen Gitter.
Ich habe sie erschaffen.
Eigens für mich.

Gitter bieten eine Scheinwelt.
Gitter machen einsam.
Gitter sind kalt.
Gitter haben keine Gefühle.

Was passiert außerhalb des Käfigs?
Was ist hinter den Gittern?
Weg ist die Sicherheit.
der Schutz,
der Halt.
Weg ist der Schein,
die Enge,
der Druck.
Weg ist die Illusion,
die Begrenzung,
die selbst errichteten Schranken.

Dort ist...
Nichts.
Und gleichzeitig Alles.
Offenheit.
Weite.
Ein Leben ohne Wenn und Aber.

Nur ein Traum?
Nur eine weitere Wunschvorstellung?
Nur eine hoffnungsvolle Illusion?

(M)Ein Grund zu leben.
Denn in Wahrheit... gibt es gar keine Gitter...

Es gibt nur diesen Text.
Diesen Text über selbst erschaffene unsichtbare Gitter.



WARE MENSCH
Funktionalität nicht gegeben 

Lampe leuchtet grün:
Mensch ist betriebsbereit und funktioniert. Er ist Teil der Gesellschaft.

Lampe flackert auf und leuchtet orange:
Mensch unterliegt mechanisch bedingten Ausfällen. Eine Inspektion ist notwendig. Sind Mängel bei der Funktionskontrolle aufgetreten, folgt die Wartung. Hierdurch wird seine Funktionalität wiederhergestellt. Nach kurzer Ausfallzeit ist die Einreihung in die Gesellschaft wieder gegeben.

Lampe leuchtet rot:
Gefahr! Gefahr! Mensch fällt aus! Die Instandsetzung dauert länger, als geplant. Vermutlich werden Ersatzteile benötigt. Er funktioniert nicht mehr von selbst. Er ist defekt.
Ein Ersatzteil reicht nicht aus. Der Hinweis auf eine Störung leuchtet weiterhin auf. Er wird abgestoßen wie ein verrostetes Teil, das nicht mehr gebraucht wird. Nutzlos und ohne Funktion. Er ist kein Teil der Gesellschaft mehr.

Ersatz wird herangeschafft.
Es gibt schließlich Menschen, wie Schrauben im Baumarkt.
Menschen, die noch funktionieren.

Das Spiel beginnt von vorn.
Produktionsfähigkeit wiederhergestellt.
Mensch ersetzt.



DER DRACHE IN MIR
 
Es wütet ein Drache in mir. Mir kommt er riesig vor, aber in Wahrheit muss er ganz klein sein. Wie kommt er denn sonst in meinen Körper?

Er wohnt in meinem Unterleib und scheint sehr jung zu sein. Unkontrolliert spuckt er mit seinem Feuer durch die Gegend. Manchmal, wenn ihm langweilig ist, dreht er an meinen Eierstöcken herum, so als würde er eine Glühbirne auswechseln wollen. Er hat einen sehr kindlichen Anteil, denn manchmal fühlt es sich so an, als würde er mit einer meiner Darmschlingen Seil springen! Dann wiederum ist er auch ein kleiner Tollpatsch und bleibt einfach mal auf einer Darmschlinge stehen und mir wird dann wieder ganz übel. Er braucht dringend ein neues Spielzeug, denn es ist nur für ihn spaßig, wenn er sich mal wieder an meine Blase krallt oder meine Gebärmutter durchknetet! Das hat er aber, glaube ich, noch nicht so richtig verstanden...

Share by: