Endometriose als Wegweiser

Wir schreiben das Jahr 2020 und ich habe jetzt vierzehn Jahre „Endometriose-Erfahrung“! Durch die Endometriose habe ich erst gelernt, auf meinen Körper zu hören und kürzer zu treten. Ich nehme meinen Körper, seine Signale und damit auch mich und meine Bedürfnisse ernst. Aufgrund dieser Tatsache und dadurch, dass mit der Endometriose meine „Aufdeckungsarbeit“ begann, kam ich auf den Buchtitel „Endometriose als Wegweiser“. 

Ich schrieb dieses Buch, um aufzuzeigen, dass es möglich ist, einen Umgang mit der Erkrankung (und anderen zusätzlichen Erkrankungen) zu finden. Egal wie viele Steine auch im Weg liegen oder wie viele Neue immer wieder hinzukommen. 

Ich schrieb dieses Buch aber auch, um zu sensibilisieren, einen Teil zur Aufklärung beizutragen und auf die Erkrankung Endometriose und die Bedürfnisse Betroffener aufmerksam zu machen. 

Es geht in diesem Buch um Schmerzen. Körperliche und seelische Schmerzen. Es geht um Frust, um Zusammenbrüche und um Verzweiflung. Es geht aber auch um das Verstehen, um das Akzeptieren, um das sich wieder Aufrichten und ums Kämpfen - für sich selbst! Es geht darum, wieder handlungsfähig zu werden, aufzustehen und laut zu werden. Es geht darum, für sich selbst einzustehen, Mut zu haben und sich zu zeigen. 

Ich kann nicht einfach „nur“ über die Endometriose schreiben! Das wäre total aus dem Zusammenhang gerissen. Würde ich ein Thema weglassen, wäre es so, wie in meinen Augen heute oft behandelt wird: Es wird häufig nur ein Organ gesehen, ein Teil des Ganzen. Ich beschreibe das Ganze - mein Ganzes.

Endometriose, Fibromyalgie, die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, Dissoziation, Narzissmus und Binge Eating. Ich beschreibe meinen Weg, gebe Einblicke in diese Krankheitsbilder und vor allem beschreibe ich Möglichkeiten, einen Umgang mit den gegebenen Herausforderungen zu finden und sich selbst und das Leben zu leben. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Perfektion. Auch ich habe nicht DIE Lösung für sämtliche Probleme. Ich möchte zum Hinterfragen anregen, andere Perspektiven und mögliche Zusammenhänge aufzeigen. 

Laut einer Studie haben etwa 30 % der betroffenen Frauen mit Endometriose Missbrauch in ihrer Vergangenheit erlebt. Ich werde bei diesen sensiblen Themen nicht zu sehr ins Detail gehen. Ich bin mir meiner Verantwortung dabei durchaus bewusst. 

Trotz allem der Hinweis: Vorsicht, Trigger-Gefahr für Betroffene! 

Ich bin Psychologische Beraterin. Einer meiner Ausbilder betonte immer wieder „Man kann nur so weit mit einem Klienten gehen, wie man selbst gegangen ist!“ Ich bin in den letzten Jahren sehr tief und sehr weit gegangen! Dabei ist mir das Thema Authentizität sehr wichtig und steht auf meiner Werte-Skala ganz weit oben. 

Aus heutiger Sicht steht bei mir nicht mehr an erster Stelle, vollkommen schmerzfrei und frei von Medikamenten zu leben. Es ist wichtig zu leben! Mit Lebensqualität. Frei. Glücklich. Selbstbestimmt. 

Manchmal ist es notwendig, sich selbst zu offenbaren, bevor sich andere auch öffnen können. Ich würde mich freuen, wenn ich jemandem die Kraft und den Mut dazu vermitteln kann. Du bist nicht allein!